Neben hohen Investitionen in Forschung, Entwicklung und Produktion gilt es sich für die deutsche und europäische Automobilindustrie gegen eine Vielzahl neuer Konkurrenten aus Asien zu behaupten. Hinzu kommen immer strengere Regularien, die den technologischen Wandel bremsen und Diskussionen um etwaige Zölle, Steuern und notwendige Subventionen und Förderungen werden geführt. Daran wird ersichtlich, wie wichtig der Automobilstandort Deutschland (Siehe VDE Studie „Automobilstandort Deutschland 2035“) als Wirtschaftsfaktor ist.
Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnologien werden zu entscheidenden Kompetenzen der kommenden Jahrzehnte. Fahrzeuge gleichen zunehmend rollenden Smartphones, die dauerhaft mit ihrer Umgebung vernetzt sind. Auf der Konferenz für Elektromobilität wird u.a. diskutiert, wie es die Automobil-, Zulieferer- und Energieindustrie gemeinsam schaffen können, Ihre Fahrzeugbauweise umzustellen und sich schnelle auf neue Entwicklungen in der Produktion und im Vertrieb einstellen zu können. In Zukunft werden weniger PS, Kolben und Zylinder der traditionellen Verbrennungsmotoren im Fokus stehen und stattdessen zunehmend Elektronik, Batteriemanagementsysteme sowie Leistungselektronik. Daher müssen Strategien gefunden werden, wie sich traditionelle Kompetenzen und Wertschöpfungsketten der Automobilindustrie auch in Zukunft nutzen lassen. Die Hersteller werden zukünftig verstärkt die Perspektive von Software- und Hardware-Anbietern einnehmen müssen.
Die Transformation der deutschen Automotive-Landschaft
Bislang fehlt es der Automobilindustrie noch an Expertise für den Bau von Akkus. Eine Möglichkeit, hier technologischen Fortschritt schnell voranzutreiben, ist die Zusammenarbeit mit Start-ups, wie Automobilzulieferer BOSCH zeigt: mit einem Fonds für Startups im Umfang von 250 Millionen Euro will Bosch in die Bereiche Nachhaltigkeit, Mobilität und Vernetzung investieren. Hier spielt das Thema „Battery in the Cloud“ bezüglich Leistungssteigerung eine wichtige Rolle.
Der Volkswagen-Konzern und Automobilhersteller Audi setzt in den nächsten Jahren auf die Herstellung von Batteriezellen im eigenen Haus. Doch schon jetzt werden Auslegung, Entwicklung und Prüfung von Audi gesteuert. Gebündelt werden die Maßnahmen in der Unternehmensstrategie „Vorsprung 2030“, die auch die Transformation vom Automobilhersteller hin zum Mobilitätsanbieter umfasst.
Marelli ist aktuell noch einer der größten Zulieferer von Kraftstoff-Einspritzsystemen für Verbrennungsmotoren. Mit der Umstellung auf neue Antriebstechnologien befindet sich das japanisch-italienische Unternehmen im Wandel. Mit dem Wireless Distributed Battery Management System (wBMS) bspw. erweitert Marelli sein Angebot an Batteriemanagement-Technologien um eine kabellose Lösung. Dadurch werden Konstruktion und Installation der Batteriezellen vereinfacht. Durch den flexiblen Aufbau können zudem Kosten gespart werden.
Genesis ist eine neue Luxus-Automarke aus dem Hyundai-Konzern, die unter anderem auch eine Power- bzw. Tuning-Marke mit Performancemodellen unter dem Label Magma führt. 2015 gegründet ist Genesis seit 2020 auch in Europa aktiv, unter anderem mit einem Studios in deutschen Innenstädten. Neben den Showrooms in München und Frankfurt setzt die Hyundai-Tochter auf einen Online-Vertrieb statt dem klassischen Autoverkauf über ein Händlernetz. Bei jedem Autokauf eines neuen Modells kommt ein Rundumservice für fünf Jahre dazu. Hier geht Genesis also einen komplett anderen Vertriebsweg als die deutschen Automobilhersteller. Auch ist bereits ab 2025 geplant, nur noch elektrische Modelle anzubieten.
Mit dem stetigen technologischen Wandel gehen zudem immer neue internationale wie nationale regulatorische Rahmenbedingungen einher, die von der Automobilindustrie beachtet werden müssen. Gerade bei kleinteiligen modernen Fahrzeugen ist die Nachverfolgung der einzelnen Bestandteile aufwendig. Mit dem gemeinsamen Datennetzwerk Catena-X will die Automobilindustrie ihren CO2-Fußabdruck in Zukunft einfacher ermitteln und nachweisen können. Die UNECE-Regelung Nr. 155 verlangt seit Juli 2022 den Nachweis eines zertifizierten Cyber Security Management Systems von Autoherstellern. Ausgereifte Lösungen können hier Wettbewerbsvorteile bieten, indem das Vertrauen der Kund*innen gestärkt wird.
In den vergangenen Konferenzen für Elektromobilität haben Unternehmen wie Opel, Audi, Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, NIO, Traton, PepperMotion, Bosch über Themen wie Elektroantriebe, künftiges Modellportfolio, Elektrifizierungsstrategien sowie neue HR-Strategien zur Gewinnung von Fachkräften referiert und diskutiert.
Vor diesem Hintergrund werden zu den Themen „Automotive“ und „OEM“ Fragen diskutiert wie:
- Welche Rolle übernehmen künftig die Zulieferer bei der Mobilität der Zukunft?
- Welchen Einfluss hat Elektromobilität auf die Wertschöpfungskette?
- Wird sich das Geschäftsmodell von Zulieferern grundlegend ändern?
- Welche Komponenten sind bei der Elektromobilität künftig entscheidend?
- Welche Faktoren beschleunigen die Transformation hin zur Elektromobilität?
- Wie sieht das Vertriebsmodell der Zukunft aus?