Ziel ist eine flächendeckend verfügbare und leistungsfähige Ladeinfrastruktur als Schlüssel zum Erfolg, um die Bevölkerung zum Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu überzeugen. Dabei sollte das „Laden so einfach wie tanken“ sein. Welche Rolle dabei Normen und Standards spielen und welche Strategien und neue Produkte die Automobilindustrie und Hersteller von Ladetechnologien haben, erfahren Sie im Rahmen der VDE Elektromobilitätskonferenz.
Dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur essenziell für den Umstieg von Vebrennermotoren auf Elektrofahrzeuge ist, ist also klar. Weshalb finden sich dann gerade im ländlichen Raum noch wenige öffentliche Ladesäulen? Zum einen wird der flächendeckende Ausbau durch langwierige Standortsuche und Genehmigungsverfahren, zum anderen auch durch marktwirtschaftliche Kalkulationen und aktuell durch die Lieferengpässe gebremst. Notwendig sind also Investitionen sowie ein einheitliches Prüf- sowie Genehmigungsverfahren.
Der Ausbau hinzu einer flächendeckenden und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur
Ins Spiel kommen hier unter anderem die 2021 aktualisierte Ladesäulenverordnung (LSV) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), die standardisierten gesetzlichen Anforderungen an öffentliche Ladestationen festlegt. Ein überarbeiteter Masterplan Ladeinfrastruktur II soll den Hochlauf weiter beschleunigen. Normen und Standards bringen Sicherheit und Interoperabilität in die Vielfalt verschiedener Ladetechnologien und Steckervorrichtungen.
Denn je nach Hersteller herrscht in Deutschland weiterhin ein Nebeneinander verschiedener Steckertypen und Lademodi. Standard ist hier aktuell noch das im Vergleich zum DC-Laden verlustreichere und langsamere AC-Laden. Neben dem kabelgebundenen konduktiven Laden könnten in Zukunft alternative Ladearten wie induktives und automatisches bzw. autonomes Laden an Bedeutung gewinnen. Systemseitig wird in Zukunft auch ein einheitliches Bezahlsystem vor allem für die Nutzer*innen Vorteile im Bereich Komfort bringen.
In zwei thematisch spannenden Sessions widmen sich die Sprecher*innen von Compleo, ABB, Phoenix Contact E-Mobility, KEBA Energies, DKE und TH Lübeck den Themen Ausbau der Ladeinfrastruktur, Schnellladen, Zulassung von Ladeinfrastruktur sowie neuen Produktentwicklungen und Technologietrends.
Motoren- und Antriebsanbieter ABB hat gerade in Italien ihren bisher größten Produktionsstandort für DC-Schnelladestationen eröffnet, der als Kompetenzzentrum gleichzeitig auch die Innovationstätigkeiten weiter vorantreiben soll. Dabei wird auf umweltfreundliche Produktion geachtet: unter anderem wird der gesamte Energiebedarf durch zertifizierte erneuerbare Energien gedeckt.
Ein Kompetenzzentrum ähnlicher Größe hat auch Phoenix Contact E-Mobility in Polen eröffnet. Mit der Produktion von AC-Ladekabeln, Ladedosen für AC-Ladesäulen und Fahrzeuge sowie von Wallboxen wird hier vor allem auf Laden mit Wechselstrom gesetzt.
Ladesäulenhersteller Compleo stellte kürzlich sein neues Bezahlmodul vor, das mit einer starken Kundenauthentifizierung über ein in die Ladesäulenintegriertes PIN-Pad an die Vorgaben der Ladesäulenverordnung angepasst ist. Das macht in Zukunft auch kartenloses Zahlen mittels Smartphones oder Wearables möglich.
KEBA Energies sieht die Zukunft der Ladeinfrastruktur vor allem in Wallboxen und arbeitet derzeit neben ihren bereits erhältlichen Wechselstrom-Walboxen an einer Gleichstromtechnologie für Wallboxen. Bis 2025 will der Hersteller zudem vollständig klimaneutral arbeiten und produziert schon jetzt lokal mit möglichst europäischen Komponenten sowie mit Grünstrom.
Mit dabei sind auch zwei Sprecher*innen der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE), die sich zwei der zentralen Themen widmen, die im VDE hinsichtlich Ladeinfrastrukturen abgedeckt werden.
Normen und Standards als Enabler der Elektromobilität, damit Laden künftig so einfach wie tanken wird
Die DKE als unabhängige Plattform, auf der die Branche ihre Normen und Standards festlegt, entwickelt die Standards der Elektromobilität. Sie sorgen dafür, dass Lade- und Bezahlvorgang letztlich sicher und nutzerfreundlich ablaufen. Herausfordernd ist es dabei stets, mit den ständigen technischen wie regulatorischen Weiterentwicklung mitzuhalten. Das VDE-Prüfinstitut sichert durch Prüfung und Zertifizierung eine störungsfreie Ladeinfrastruktur sowie Kommunikation zum Fahrzeug. Im Gesamtverbund, bestehend aus Fahrzeug, Ladeinfrastruktur, wie Ladestationen und Wallboxen, wird auch die Datensicherheit und Angreifbarkeit von außen in Form von Cyber- und IT-Security-Tests überprüft.
Mit der TH Lübeck ist schließlich auch ein Sprecher aus der Forschung vertreten. Das Fachgebiet Elektromobilität und Leistungselektronik (EMLE) der Technischen Hochschule hat gefördert durch die Europäische Union eine Schnellladetechnik für E-Autos entwickelt. Mit der Technik können sowohl Elektrofahrzeuge innerhalb weniger Minuten voll aufgeladen als auch das Stromnetz entlastet werden.
Unsere Sprecher*innen von Compleo, ABB, Phoenix Contact E-Mobility, KEBA Energies, DKE, TH Lübeck – Schnellladen diskutieren gemeinsam in der Session „Ladeinfrastruktur“ zentrale Fragestellungen wie:
- Welche Ladetechnologien gibt es aktuell am Markt?
- Welche Art der Ladeinfrastruktur wird sich künftig durchsetzen?
- Wie ist der Einfluss von Normen und Standards?
- Welche Rolle spielen internationale Anbieter?
- Wann ist welcher Grad an Automatisierung sinnvoll?
- Wo wird zu viel reguliert – ab wann schadet Überregulierung der technologischen Weiterentwicklung?